#2 Rete sociale

IL SOCIALE - QUANTA IMPORTANZA HA IN ALTO ADIGE

di Vari

Die Menschen in Südtirol sind von einer großen sozialen Einstellung geprägt. Diese Solidarität zeigt sich vor allem in besonderen Notsituationen und durch eine bereitwillige Spendenbereitschaft. Zusätzlich braucht es die großen Werte der christlichen Soziallehre, dafür setzt sich der KVW ein. Diese verwirklichen sich nicht von alleine, für Gerechtigkeit, Solidarität und Gemeinwohl braucht es aktiven Einsatz.

Konkret bedeutet dies, dass wir sehr genau schauen werden, wie allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern ein Leben in Würde ermöglich wird. Dafür braucht es ein effizientes öffentliches Gesundheitssystem, das zeitlich und fachlich für Jeden verfügbar sein muss. Eine Zweiklassenmedizin ist nicht im Sinne des Gemeinwohles. Die zunehmende Alterung der Bevölkerung wird die Politik weiterhin vor große Herausforderungen stellen: die Menschen werden älter, deshalb steigen die medizinischen Kosten. Das Wirtschaftswachstum muss endlich auch bei den Arbeitern und Angestellten ankommen. Hier gibt es noch viel zu tun, damit die Armutsgefährdung nicht weiter steigt.

 

Werner Steiner

Landesvorsitzender des KVW (Katholischer Verband der Werktätigen)

 

L’Alto Adige è una terra attenta alla coesione sociale, ma ci sono dei rischi. Il sentimento del “noi”, che ci fa superare l’individualismo, si limita a volte a un “noi” ristretto. Ci si stringe nel gruppo per difendersi dagli “altri”. Gli altri invece sono la nostra ricchezza se vengono integrati col “noi”. Se diventano “noi”. Da sempre il Sudtirolo è stato un luogo capace di accoglienza. Pensiamo ai molti “ospizi” sorti nel Medioevo per ospitare i viandanti e le persone sole. È una terra in cui le persone, senza aspettare aiuti dall’alto, hanno sempre messo in campo iniziative di prossimità, di accompagnamento e di solidarietà con le persone più deboli.

La sfida principale oggi è il recupero della comunità. Non una comunità che esclude, ma una comunità che accoglie e aiuta a vivere. L’alternativa è l’individualismo esasperato che produce però solitudine, dipendenze, guerre tra poveri.

Una seconda sfida è una politica che guardi al bene comune. Questo non riguarda solo i partiti e gli amministratori, ma tutti i cittadini. Una società che emargina, che produce disagio, a lungo andare si ripiega su se stessa.

Sfide concrete per l’immediato: la casa, il sostegno alle famiglie, il lavoro giovanile, l’inclusione, l’integrazione nell’ottica dello sviluppo integrale dell’uomo.

 

Paolo Valente

direttore Caritas Diocesi Bolzano-Bressanone

 

 

Südtirol ist im Sozial- und Gesundheitswesen gut aufgestellt. Das gilt vor allem, für die Leistungen, die für die Menschen hierzulande zur Verfügung stehen. Zudem wird unglaublich viel Freiwilligenarbeit geleistet. Hilfsbereitschaft, Gemeinschaft und Solidarität werden traditionell (noch) großgeschrieben. Unzählige Menschen und gemeinnützige Organisationen tun sehr viel für die Gesellschaft. Hier steht das WIR klar vor dem ICH. Aber all dies ist immer weniger selbstverständlich. Vieles tendiert auch bei uns hin zu Abschottung und Entsolidarisierung. Trotz sichtbaren Wohlstands wachsen Armut und Vereinsamung. Wir stehen vor großen Herausforderungen, bedingt auch durch eine immer höhere Lebenserwartung und eine zunehmende Zahl an chronisch Kranken. Wie geht es weiter in Sachen Integration und Migration? Auch bei der Anwendung des Subsidiaritätsprinzips hinken wir hinterher. Um all dies zu bewältigen muss man künftig sicher mehr Geld in die Hand nehmen. Was es braucht, ist eine neue Sozialpolitik: breit erarbeitet, breit getragen – mit neuen Budgets und mehr Fachkräften.

 

Martin Telser

Präsident des Dachverbandes für Soziales und Gesundheit (DSG)

 

Grundsätzlich darf ich feststellen, dass Südtirol ein enggeknüpftes soziales Netz hat, welches alle auffangen kann, die die öffentliche Hilfe brauchen. Nicht hingenommen werden kann, dass Arbeitnehmer mit dem vollen Stundenplan eines Kollektivvertrages an die Armutsgrenze stoßen. Im reichen Südtirol darf dies nicht vorkommen. Hier ist eine Umverteilung unerlässlich, wenn der soziale Frieden aufrechterhalten werden soll.

Zu einer echten wirksamen Sozialpolitik gehören auch Maßnahmen zugunsten von Menschen mit einer Beeinträchtigung. Diese Mitbürger haben die gleiche Würde wie alle anderen und sie haben die gleichen Ansprüche wie alle anderen. Nach der schulischen Inklusion muss die Inklusion in die Arbeitswelt folgen. Arbeit zu haben ist ein wesentlicher Teil von Menschenwürde. Dazu kommt das Recht auf eigenständiges Wohnen, wo und mit wem man will. Wichtig ist weiters eine barrierefreie und zeitlich unabhängige Mobilitätsmöglichkeit. Mit dem neuen Teilhabegesetz von 2015 ist dies alles vorgesehen. Jetzt muss die zügige Umsetzung erfolgen!

 

Hans Widmann

Präsident Lebenshilfe

 

 

I 40 anni di intervento a fianco di chi fa più fatica ci hanno aiutato a comprendere non solo le diverse e incredibili storie di ognuno, ma anche ad avere una visione d’insieme dei fenomeni e dei cambiamenti. Cambia la società e dobbiamo essere capaci di cambiare noi, i nostri occhiali, i nostri linguaggi, i nostri strumenti. Dobbiamo e vogliamo come Associazione promuovere un’etica del prendersi cura che sia in grado di dare voce alla condizione umana di radicale fragilità e vulnerabilità. Il prendersi cura non può essere delegato solo ad altri, ma deve esprimersi anche nel vivere una fondamentale relazione umana fra soggetti. Serve anche saper guardare in modo diverso al sistema di welfare, ossia alle modalità con cui lo stato si occupa e preoccupa dei cittadini. Vi sono problemi di risorse economiche, di criteri per la distribuzione dell’assistenza, di individuazione dei bisogni. Vi è però il rischio che la ristrutturazione delle politiche sociali perda di vista la sofferenza e le fatiche delle persone, ignori la questione delle disuguaglianze nell’accesso ai servizi e alle opportunità, penalizzi chi è più fragile, debole, affaticato. È questa la logica del sussidio, esposta al rischio di concentrare l’attenzione sui problemi e non sugli individui e le loro storie, sulla gestione e riduzione di carenze e mancanze anziché sulla crescita e trasformazione delle persone. L’intervento di aiuto non dovrebbe limitarsi a risolvere l’emergenza e limitare i danni, dovrebbe procedere oltre e aiutare le persone in difficoltà ad uscire dalla loro condizione di indigenza. Per questo noi siamo a favore di un “welfare generativo”, dove agli interventi di assistenza e aiuto corrisponde un’assunzione di responsabilità della persona assistita e dove la persona assistita possa valorizzare una sua attitudine e capacità, possa scoprire e mostrare una sua dote, un merito, una ricchezza altrimenti ignorata.

 

Paolo Spolaore

presidente La Strada – Der Weg

 

 

Wir sind überzeugt, dass der Zusammenhalt in der Gesellschaft unbedingt in den Fokus gerückt werden muss. Unser Zusammenhalt ist untrennbar verknüpft mit einer wechselseitigen Sorge. Dazu gehören unverzichtbare Tätigkeiten wie Fürsorge, Erziehung, Pflege und Unterstützung, bezahlt und unbezahlt. Die Sorge für andere wird für die Betroffenen oft zur Zerreißprobe. Fürsorglichkeit und Beziehungsarbeit muss von der Gesellschaft und den Verantwortungsträgern neu bewerten werden, dies unabhängig von traditionellen Geschlechterbildern. In diesem Zusammenhang kann das bürgerschaftliche Engagement im Sozial- und Gesundheitssektor eine große Rolle spielen. Spannend wird aber nicht nur dafür künftig die Zeitpolitik. Wir alle sind in unserem Alltag schon längst in ein engmaschiges Netz zeitlicher Anforderungen und Strukturen eingebunden, die wir weithin nicht selbst gemacht haben. Nicht nur für die Freiwilligenarbeit wird zukünftig wichtig sein, über welche Möglichkeiten der einzelne verfügt, mit seiner Zeit so umzugehen, dass daraus ein möglichst hohes Niveau an Lebensqualität und Zeitwohlstand resultiert, dass ausreichend Zeit für Gesundheit, Familie und das Engagement für die Gesellschaft bleibt.

Leistbarer Wohnraum wird eine Herausforderung bleiben. Innovative Wohnformen, wie z.B. Mehrgenerationenhäuser, bringen Personen in unterschiedlichen Altersgruppen und mit unterschiedlichen Bedürfnissen zusammen und ermöglichen eine gegenseitige Unterstützung. Neben der Möglichkeit eines niedrigen Wohnpreises für jüngere Menschen stehen das gemeinschaftliche Leben, das zivilgesellschaftliche Engagement und die Unterstützung Älterer bei Aufgaben, die sich nicht mehr alleine bewerkstelligen können im Mittelpunkt.

Häufig erleben wir, dass eine Teilhabe an den vielen Angeboten aus finanziellen Gründen für Familien nicht möglich ist. Dies, obwohl für Familien einige finanzielle Unterstützungsmaßnahmen bereitgestellt werden. Teilweise sind die Leistungen mit einem hohen bürokratischen Aufwand verbunden oder aber die Eltern verwenden das Geld dann für andere, für sie in dem Moment wichtigere Zwecke. Innovativ wäre, wenn wir nach Möglichkeiten suchen, allen Familien mit Kindern konsequent eine Teilhabe an sozialem und kulturellem Leben zu ermöglichen, unabhängig von den jeweiligen finanziellen Möglichkeiten der einzelnen Familie oder ihrem sozialen Status.

 

Sandra Moszner

Präsidentin ELKI-Netzwerk

 

La nostra attività si ispira ai valori di gratuità, condivisione, accoglienza, disponibilità e reciprocità nella consapevolezza che il settore sociale in provincia di Bolzano svolge un ruolo fondamentale e sussidiario rispetto alla mano pubblica. Il gruppo composto da Volontarius e dalle cooperative sociali River Equipe ed Asdi Home mette in campo le proprie forze per il sostegno alle persone che hanno bisogno e si trovano ai margini della società. Sostegno che non è solo assistenza, ma sviluppo personale e ricerca di una propria consapevolezza.

Attraverso lo sviluppo di comunità Volontarius propone una cultura nella quale ogni persona si senta responsabile per la costruzione di una società più giusta. L’Associazione ha quale pensiero forte rispetto al proprio operare il valore della persona: “Ogni persona è importante perché esiste”. Indipendentemente da chi sia, da dove venga e da cosa faccia. Ogni attività dell’Associazione ha per protagonista la persona, con i suoi bisogni e le sue difficoltà. Il nostro operare ha l’impegno di “Assistere, Ascoltare ed Accompagnare” in un’ottica di “protezione sociale” per le persone e di “sicurezza sociale” a favore del nostro territorio. Fra gli obiettivi vi è quello di aiutare a comunicare, impegnarsi insieme, coltivare interessi, sviluppare solidarietà e servizio facendo un tratto di strada insieme a chi fa fatica; fermarsi, ascoltare, accettare i ritmi diversi di cammino, senza forzature né distinzioni, ma con il coraggio di rompere schemi, modificare abitudini e creare una coscienza critica. Queste saranno, probabilmente, anche le sfide del futuro, vi saranno forse modifiche ed aggiustamenti in merito agli obiettivi da raggiungere, ma siamo convinti che “la persona” resterà al centro del nostro agire.

 

Claude Rotelli

Presidente Associazione Volontarius

 

 

Reich, aber arm oder Notwendig und Not-wendend oder Einsamkeit ist kein kostbares Gut

Wir Südtirolerinnen und Südtiroler sehen uns gern als anpackend, fleißig, erfolgreich und sozial. Die soziale Absicherung in unserem Land gehört italienweit zu den besten. Wir haben eine relativ breite Streuung von Besitz und Einkommen.

Die Kehrseite: Zwar braucht niemand in unserem Land zu hungern, aber die Preise für den Grundbedarf, für Wohnen und Güter des Alltags sind merklich höher als bei unseren Nachbarn. Die Löhne sind es nicht. Armut versteckt sich: Man will „mithalten“, oder zumindest so tun, als könnte man es. Wohlhabende hingegen zeigen ihren Reichtum gerne. Dass so Missgunst und Neid gezüchtet werden, dass Armut oder geringerer Wohlstand beschämt werden, scheint kaum zu stören.

Not hat viele Gesichter: Jeder sechste Südtiroler lebt an der relativen Armutsgrenze. Dabei handelt es sich um Menschen mit prekären Arbeitsplätzen, mit unterbezahlter Arbeit, mit mangelnder Qualifikation, mit Pech im Leben und gravierenden Schicksalsschlägen.

Da sind Geflüchtete, deren Status nicht geklärt ist, die krank und fiebernd auf der Straße leben müssen, weil es keinen Platz für sie gibt. Da sind Menschen, die sich Wohnen in den Städten nicht mehr leisten können. Da sind Trennungsväter, die aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen mussten und nicht wissen, wie sie sich ein Dach über dem Kopf finanzieren können. Da sind alleinerziehende Mütter und Väter, die die täglichen Herausforderungen nicht mehr schaffen. Und da ist viel Einsamkeit. Menschen glauben, sie seien gut vernetzt, haben hunderte Freunde oder Follower auf Facebook, Instagram oder Twitter, aber an wirklichen Freunden sind sie arm.

In den Sozialsprengeln bräuchte es Sprechstunden zum Arbeits-, Miet- und Familienrecht. Insgesamt brauchen wir eine den Menschen zugewandte Politik und eine viel solidarischere Gesellschaft.

Josef Andreas Haspinger

Zentralratspräsident der Südtiroler Vinzenzgemeinschaft

 

 

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