Von einem Tag auf den anderen hat die Corona-Pandemie nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die Landespresseagentur vor ganz neue Herausforderungen gestellt: Seitdem ist die digitale Kommunikation aus ihrer Tätigkeit nicht mehr wegzudenken.

Montag, 16. März 2020, kurz vor 16.30 Uhr: Anspannung im Pressesaal im Landhaus 1 in Bozen. Kameras sind aufgestellt, gleich werden Landeshauptmann Arno Kompatscher sowie die Landesräte für Bevölkerungsschutz Arnold Schuler und Gesundheit Thomas Widmann live über den neuesten Stand in der Corona-Pandemie berichten: Die erste „Landesmedienkonferenz“ ist anberaumt.

Bildschirm statt Pressesaal: Umstellung für Presseagentur und Medien

Eine Pressekonferenz wie unter dem Brennglas – und das in mehrfacher Hinsicht: Zum einen dreht sich inhaltlich alles um dieses kleine Virus, das den Alltag einer gesamten Gesellschaft umkrempelt. Zum anderen krempelt es auch die Tätigkeit der Landespresseagentur um: Erstmals dürfen keine Journalistinnen und Journalisten in den Pressesaal. Dafür aber können alle Bürgerinnen und Bürger direkt zuschauen und sich so auf dem Laufenden halten.

 

Die Entscheidung der Landespresseagentur hatte sich im Lauf des letzten Monats abgezeichnet. Nach dem ersten Auftreten von Sars-CoV-2 in Italien war auch in Südtirol immer deutlicher geworden: Hier kommt eine folgenreiche Pandemie auf uns zu. Alle müssen handeln, sonst bringt Covid-19 das Gesundheitswesen an seine Grenzen. Ansteckung verhindern und Kontakte vermeiden: Das wurde zur wichtigsten Verhaltensregel.

Das gilt auch für die Landespresseagentur: Am 10. März sagt sie die traditionelle Dienstag-Pressekonferenz nach der Sitzung der Landesregierung ab und berichtet ausschließlich mit Presseaussendungen. Zugleich ist klar: Das kann keine dauerhafte Lösung sein! Es gehört zur öffentlichen Meinungsbildung, dass die Medien Zugang zur Information erhalten und den Regierenden direkte Fragen stellen können, um darauf aufbauend sachlich berichten zu können. Gerade in Krisenzeiten ist das wichtig. Denn laufend fallen Entscheidungen. Neue Regeln sind zu befolgen und Hilfsmaßnahmen umzusetzen.

Es braucht also neue Kanäle, und die Lösung liegt nahe: Digitalisierung! So radikal wie nie zuvor greift die Landespresseagentur nun auf ihre Online-Kommunikation zurück. Zunächst streamt sie ausschließlich auf den beiden Youtube-Kanälen des Landes Südtirol. Weitere Medien übernehmen die Ausstrahlung auf ihren Online-Plattformen, in Radio und Fernsehen, auch der öffentlich-rechtliche Sender RAI Südtirol.

Montag, 16. März, Punkt 16:30: Die drei Politiker nehmen am Podium Platz. Man merkt ihnen an: Die Lage ist ernst. Sie stellen aktuelle Daten vor, erläutern die nächsten Schritte. Sie erinnern an die Regeln und mahnen zur Vorsicht: „Schützen Sie sich und ihre Mitmenschen, halten Sie Abstand!“ Dann die vielen Fragen der Medienvertreter: Wie geht die Politik mit diesem Virus um? Was tut die Landesverwaltung? Was ist erlaubt, was verboten?

Nach etwas mehr als einer Stunde ist die Pressekonferenz zu Ende. Die Anspannung lässt nach, Zeit für eine Bilanz: Die Übertragung hat reibungslos funktioniert. Allein auf Youtube haben mehr als 5000 Personen die Pressekonferenz verfolgt. Das Interesse war also groß und die Übertragung füllt eine Lücke: Ein neues Format hat sich durchgesetzt.

Dabei ahnt an diesem Tag noch niemand, wie lange dies nötig sein wird. Vom 16. März bis 28. Mai – und dann noch einmal beim zweiten Lockdown im November-Dezember – berichten Regierungsmitglieder und Experten regelmäßig über die neuesten Entwicklungen und Corona-Vorsichtsmaßnahmen. Zunächst täglich, später mehrmals pro Woche, zuletzt wöchentlich.

Auch in Zeiten, als die Medienvertreter wieder persönlich zu Pressekonferenzen erscheinen dürfen, überträgt die Landespresseagentur weiterhin online. Zu Übertragungen auf den beiden (deutsch und italienisch) Youtube-Kanälen kommen jene auf Facebook dazu. Medienvertreter erhalten zudem einen reservierten Zugang über die Plattform Zoom, auf denen nur sie Fragen stellen können.

Hälfte aller Pressekonferenzen ausschließlich online

Zum Jahresende lässt sich die neue, digitale Ausrichtung auch an den Zahlen ablesen: Die Hälfte (86) der insgesamt 170 Pressekonferenzen im Jahr 2020 fand ausschließlich online statt, viele weitere in kombinierter Form. 56 davon beschäftigten sich ausschließlich mit dem Corona-Notstand. Von Mal zu Mal feilt die Landespresseagentur an den Details, strukturiert den Ablauf besser, führt fixe Startzeiten für die Medienkonferenz in deutscher und italienischer Sprache ein, lässt Schriftprotokolle und Videos mit Übersetzung in deutsche und italienische Gebärdensprache erstellen, um auch Hörgeschädigten einige Stunden nach der Konferenz Zugang zu den Informationen zu ermöglichen.

Unverzichtbar: Website und Soziale Netzwerke

Die Landesmedienkonferenz ist dabei nur die Spitze des Eisbergs: Die Sozialen Netzwerke und die Internetseite des Landes Südtirol stellen – wie auch jene des Südtiroler Sanitätsbetriebes – unverzichtbare flankierende Kommunikationsstränge dar. Das Newsportal der Landespresseagentur erlebt einen regelrechten Boom: Die Zahl der Nutzer steigt von 220.000 im Jahr 2019 auf 650.000, jene der Zugriffe um nahezu 300 Prozent von 864.000 im Vorjahr auf 3,35 Millionen. Den drei Facebook-Seiten des Landes (deutsch-, italienisch-, ladinischsprachig) folgen Anfang 2020 rund 27.000 Personen, zum Jahresende sind es – nach 1633 offiziellen Posts – fast 50.000 Personen. Auf den Twitter veröffentlicht das Land Südtirol im Jahr 2020 auf den Kanälen in den drei Landessprachen insgesamt 1790 Tweets und erreicht damit Ende 2020 fast 13.000 Follower. Auf den Youtube-Kanälen nutzen über 6500 Abonnenten die mehr als 500 hochgeladenen Videos.)

Diese Arbeit erweist sich auch deshalb als wichtig, weil gerade in sozialen Netzwerken viele Gerüchte und Falschmeldungen kursieren – so sehr, dass Landeshauptmann Kompatscher bereits am 11. März dazu aufruft, solche Meldungen kritisch zu hinterfragen und seriöse Informationsquellen zu konsultieren.

Einen wesentlichen Beitrag leistete auch das Corona-Portal auf der Landeswebsite: Bis heute aktualisiert es laufend die häufigsten Fragen und Antworten, die Corona-Daten, geltenden Regeln, Verordnungen und weitere relevante Dokumente. Allein in der ersten Phase bis zum 26. März 2020 hatten 224.626 Nutzende das Portal 936.050 Mal angeklickt.

Information der Medien und Bürger: Innovative Möglichkeiten nutzen und ausbauen

Lediglich ein Jahr ist seit dem 16. März 2020 vergangen. Doch die Kommunikationskultur hat sich – wie viele andere Lebensbereiche – nachhaltig verändert. Das zeigt sich gerade an den Pressekonferenzen der Presseagentur: Es gab Phasen, in denen die Präsenz der Medienvertreter möglich war, es gab auch wieder totale Schließungen. Sowohl die Presseagentur, die Medienvertreter und die Bevölkerung mussten flexibel reagieren. Und haben bewiesen, dass diese Flexibilität möglich ist. Geblieben ist, dass die Digitalisierung deutlich zugenommen hat. Auch wenn Präsenz der Journalistinnen und Journalisten möglich war: Die Übertragung auf den Online-Kanälen ist als ergänzendes Element geblieben. Dieser Trend ist insgesamt aus den Daten ablesbar: Sowohl die Medien, aber auch die Bürgerinnen und Bürger greifen immer häufiger darauf die online verfügbaren Informationen des Landes zu. Kein neuer Trend, doch der Corona-Ausnahmezustand verstärkt ihn deutlich.

Genau dies nimmt die Landespresseagentur als Auftrag mit: Neue Medien sind keine Notlösung. Sie gehören zum Alltag. Mehr noch: Weit über den Corona-Ausnahmezustand hinaus bieten sie neue, auch ungenutzte Möglichkeiten. Webinare, Online-Meetings und Fragestunden, wie sie auch das Land im Austausch mit Sozialpartnern und Bevölkerung erprobt hat, sind nur ein Teil davon.

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