Die sieben Handlungsfelder
Vom Ziel zur Umsetzung: Die Handlungsfelder sind die Leitplanken auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung des Landes Südtirol.
Wer komplexe Ziele verfolgt, braucht Leitplanken: Sie lassen Spielraum im Detail, doch man verliert die Richtung nicht aus den Augen. Im Strategiepapier „Everyday for future“ sind die sieben von der Landesregierung und Landesverwaltung definierten sieben „Handlungsfelder“ diese Leitplanken.
Sie sind nicht so umfassend wie die in den vorhergehenden Artikeln bereits vorgestellten 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Diese – so die Überzeugung – enthalten so viele Vorgaben, dass man gar nicht gewusst hätte, wo anfangen. Die Landesregierung und Landesverwaltung mussten sich also entscheiden: Was ist für Südtirol nun wirklich wichtig und dringend? Was sind die Prioritäten? Herausgekommen sind die sieben Handlungsfelder.
Immer wieder erklären die für das Strategiepapier verantwortlichen: „Everyday for future“ ist sowohl ein Zielinstrument als auch ein Umsetzungsinstrument. Die in der Folge vorgestellten Handlungsfelder sind das Bindeglied zwischen den zuvor definierten Zielen und der im Anschluss nötigen Umsetzung, oder anders formuliert: Die Anleitung für die Praxis.
Südtirol hat das Potential, zum Nettoexporteur von nachhaltig erzeugter Energie zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es allerdings nötig, die eigenen Treibhausgasemissionen zu reduzieren, den eigenen Energieverbrauch zu senken, nicht nachhaltige durch nachhaltige Energie zu ersetzen und nachhaltige Energie in unterschiedlichster Form zu exportieren.
Wettbewerbsfähigkeit ist die Grundlage für den materiellen Wohlstand einer Gesellschaft. Ziel ist es, die menschlichen Grundbedürfnisse zu befriedigen, gleichzeitig aber deren soziale, wirtschaftliche und ökologische Kosten zu berücksichtigen. In Südtirol geht es unter anderem darum, der Alters- und Bildungsarmut entgegenzuwirken. Die Südtiroler Wirtschaftspolitik wird noch mehr auf lokale Kreisläufe nach dem Null-Kilometer-Prinzip setzen, um die Produktion nachhaltiger zu machen. Entscheidend wird sein, auf den langfristigen Erfolg zu setzen anstatt auf kurzfristige Gewinne.
Das Land Südtirol setzt sich das Ziel, immer mehr in die soziale Absicherung und Gesundheit seiner Bevölkerung zu investieren. Sozialer Fortschritt und persönlicher Wohlstand in diesem Sinne ebenso neu zu definieren wie das Recht auf hohe Bildungsqualität, die den Interessen und Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen gerecht werden muss. Die Vereinbarkeit von Arbeit und Privatleben ist durch neue Arbeitszeitmodelle zu stärken. Auch bleibt es der Anspruch, dass im System Südtirol niemand unter eine sozial vertretbare Mindestsicherung fallen darf.
Südtirols Umweltpolitik will in erster Linie die Landschaft und Umwelt innerhalb der Landesgrenzen erhalten. Bei jedem neuen Bauprojekt ist daher bereits bei der Planung auch der Erhalt einer intakten Flora und Fauna mitzudenken. Die heimischen Naturräume haben nicht nur einen hohen Wert für unterschiedlichste Ökosystemdienste, sondern sie steigern erwiesenermaßen auch die Lebensqualität und sind unverzichtbare Grundlage für einen langfristig erfolgreichen und attraktiven Tourismus.
Das Land Südtirol unterstützt ein nachhaltiges Konsumverhalten, bei dem die Bürgerinnen und Bürger mit einem geänderten Lebensstil und geänderten Kaufgewohnheiten selbst Verantwortung übernehmen. Dabei gilt es, einerseits bestimmte Interessen der Bevölkerung zu berücksichtigen, andererseits aber auch auf den Rahmen der konkreten Nachhaltigkeitsziele hinzuweisen. Dies ist nur mit einer kohärenten Ordnungs- und Anreizpolitik zu erreichen.
Die öffentliche Hand spielt im Land Südtirol eine wichtige Rolle und hat in vielen Bereichen großen Gestaltungsspielraum: von der Aus- und Weiterbildung, das Gesundheitswesen oder sozialen und familienbezogenen Diensten über Wasser- und Energieversorgung bis zur Abfallentsorgung und in Zukunft auch bei der Abfallwiederverwendung bis zur Mobilität und der Gestaltung des öffentlichen Raums. Südtirol hat bereits gut entwickelte öffentliche Dienstleistungen und will den bereits eingeschlagenen Weg auf nachhaltige Weise weiter gehen.
Die Gesellschaft lebt von den Entwicklungschancen ihrer Mitglieder. Die Bürgerinnen und Bürger brauchen gleichberechtigten Zugang zu den Südtiroler Einrichtungen, die ihnen auf transparente Weise Rechenschaft ablegen. Minderheiten zu schützen, sollte Bestandteil der Südtiroler DNA sein. Das gilt für alle Arten von Minderheiten und für Migrantinnen und Migranten, die aus Ländern außerhalb der EU stammen. Eine gespaltene und im Misstrauen gefangene Gesellschaft ist nicht entwicklungsfähig.
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