#4 Nachhaltigkeit

„Die spinnen, die Römer!“, sagen die widerspenstigen Bewohner des kleinen gallischen Dorfes. Dabei sind sie selbst ein wenig verrückt – auf ihre sympathische Art und Weise. Die kantigen Charaktere streiten schnell, halten aber doch zusammen, wenn es um die gemeinsame Sache geht. Sie lieben ihre Natur. Sie leben von ihr und wirtschaften mit ihr. Sie bewahren ihre Traditionen, lernen auf ihren Reisen in alle Welt aber trotzdem das Nützliche schätzen.

Vieles davon entspricht dem, was man heute unter den drei Komponenten der „Nachhaltigkeit“ versteht. Erstens Ökologie: Natur, Klima, unseren Planeten bewahren. Zweitens Ökonomie: Die Wirtschaft muss diesem Ziel dienen, darf daran aber nicht zugrunde gehen. Das sichert das Soziale: Damit wir weiterhin gut zusammenleben – mit Zugang zu Ernährung, Gesundheit, Bildung, Beruf usw.

Dank des Fleißes und der Umsicht unserer Vorgänger haben wir vieles davon erreicht und ein lebenswertes Südtirol geerbt. Immer wieder haben führende Köpfe die richtigen Antworten auf die großen Fragen ihrer Zeit gefunden: Den Krieg überwunden, die Autonomie erkämpft, ein blühendes, fortschrittliches Land geprägt. Nun stehen wir vor einer neuen, riesengroßen Aufgabe, die weit über unser kleines Land hinaus reicht: Wir müssen unseren Planeten bewahren! Ein „Weiter wie bisher“ funktioniert nicht. Das sind wir unseren Kindern, Enkeln und den folgenden Generationen schuldig.

Nur wenn wir nachhaltige Antworten finden, bleibt unsere Erde – und darauf unser kleines Südtirol – lebenswert. Alle Komponenten – Ökologie, Ökonomie, Soziales – müssen das gleiche Ziel verfolgen. Das ist zwar schwieriger, aber der einzig gangbare Weg. Wie unsere Vorgängergenerationen können wir ihn nur gemeinsam gehen. Die Politik muss dabei voraus gehen. Und genau das hat sich die Südtiroler Landesregierung zum Ziel gesetzt. Auf dem Weg nach Antworten haben wir uns bereits im Juni zu einer ersten Klausur zurückgezogen.

Wir haben gesehen, dass wir vieles schon recht gut machen. Wir setzen stark auf erneuerbare Energien, auf Kreislaufwirtschaft. Insgesamt setzt Südtirol auf Hochwertiges statt auf Wegwerfkultur: Einen Stuhl vom Südtiroler Tischler wirft man nicht so schnell weg wie die günstige Massenware vom Großkonzern. Das schont das Klima.

Auch mit dem Klimahaus gehen wir seit Jahren einen ehrgeizigen Weg. Er schont nicht nur das Klima, sondern hat für Südtiroler Handwerksbetriebe einen neuen Wirtschaftszweig erschlossen. Gerade das zeigt uns: Der Weg zur Nachhaltigkeit bedeutet auf den ersten Blick zwar Verzicht. Aber er bedeutet nicht weniger Lebensqualität. Gehen wir den Weg aktiv, bringt er Chancen, zum Beispiel eine gesündere Ernährung. Auch beim Verkehr müssen wir versuchen – wenn möglich mit Anreizen, wenn nötig auch mit Hindernissen – mehr Autofahrer zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. Gelingt es, gelangen alle Verkehrsteilnehmer stressfreier ans Ziel. Und das klimaschonend!

Genau das ist unser Ziel: Nachhaltigkeit soll unser Leben verbessern. Sie soll  – so hoffen wir – Freude bereiten. Auch in Tourismus, Landwirtschaft, Dienstleistung und Industrie können wir diesen Weg noch viel konsequenter gehen. Machen wir unser Land zu einem Land des guten Gewissens: Urlaub in Südtirol, Produkte und Service aus Südtirol, ja Leben in Südtirol, das alles soll Sinn machen!

Wir von der Südtiroler Landesregierung wollen nicht darauf warten, dass uns andere das vormachen. Wir wollen vorausgehen. Wir wollen, dass Südtirol ein Vorzeigeland der Nachhaltigkeit wird. So sehr, dass Europa, ja die Welt auf uns blickt und anerkennend von uns sagt: „Die spinnen schon ein bisschen die Südtiroler – aber auf wirklich bewundernswerte Weise!“ Ganz wie die Bewohner im kleinen gallischen Dorf, die sich selbst, ihre Eigenständigkeit und ihre Umwelt erhalten wollen.

 

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