#4 Nachhaltigkeit
Großschutzgebiete leisten einen wichtigen Beitrag zum Natur- und Artenschutz. Und damit für eine nachhaltige Entwicklung von Südtirol.

Der Schatz der Artenvielfalt ist auch in Südtirol gefährdet. Um heimische Tier- und Pflanzenarten zu schützen, müssen ihre Lebensräume erhalten werden. Dabei spielen die Großschutzgebiete in Südtirol eine wichtige Rolle: Dazu gehören die sieben Naturparke und der Nationalpark Stilfserjoch, deren Verwaltung in den Händen des Landes liegt.

Sie sind, davon ist Landschaftsschutzlandesrätin Maria Hochgruber Kuenzer überzeugt, von unschätzbarem Wert: „Die intakten Naturräume in den Schutzgebieten haben eine große Bedeutung für den Artenschutz, aber nicht nur. Auch für die Lebensqualität der Einheimischen und Urlaubsgäste spielen sie eine wesentliche Rolle.“ Zunehmend mehr Menschen hätten nämlich das Bedürfnis, die freie Natur zu erleben und sich dort von Hektik und Stress zu erholen. Umso wichtiger sei es, dass in der Bevölkerung und bei den verschiedenen Interessensgruppen ein Bewusstsein darüber herrsche, dass der Erhalt von unbeeinträchtigten Flächen und Lebensräumen nicht nur vom Gesetzgeber abhängt, sondern vom Engagement eines jeden einzelnen. „Wenn wir wollen, dass der Schutz gelingt, muss sich auch die Gesellschaft einbringen“, unterstreicht Hochgruber Kuenzer.

 

 

"Die intakten Naturräume in den Schutzgebieten haben eine große Bedeutung für den Artenschutz, aber nicht nur. Auch für die Lebensqualität der Einheimischen und Urlaubsgäste spielen sie eine wesentliche Rolle."
Maria Hochgruber Kuenzer

Dafür wird einiges getan. Die zahlreichen Umweltbildungsmaßnahmen aber auch die Maßnahmen im Bereich der Landschaftspflege machen die Bürgerinnen und Bürger zu aktiv Beteiligten. „Diese Maßnahmen haben in ihrer Gesamtheit erreicht, dass die Naturparke und der Nationalpark als wichtige Chance für die nachhaltige Entwicklung der Region Südtirol gesehen werden“, sagt die Landesrätin.

Wie sieht aber nun der Schutz in den Großschutzgebieten aus?

Die sieben  Südtiroler Naturparke (Schlern-Rosengarten, Texelgruppe, Puez-Geisler, Fanes-Sennes-Prags, Trudner Horn, Drei Zinnen, Rieserferner-Ahrn) enthalten besonders ursprüngliche Naturlandschaften und bäuerlich über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaften mit einer Vielfalt an Lebensräumen, Pflanzen und Tieren. Sie umfassen Hochgebirge, Almen und Wälder, jedoch keine Ortschaften, Aufstiegsanlagen und Skipisten. Forst- und Almwirtschaft werden in nachhaltiger Form betrieben. Nicht erlaubt sind das Bauen von Gebäuden oder Straßen ausgenommen für die Alm- und Forstwirtschaft, die Errichtung von Leitungen über der Erde, Bergbau, Schotterabbau sowie die Nutzung von Bächen und Flüssen zur Stromgewinnung oder zu industriellen Zwecken. Insgesamt machen die Naturparke fast ein Fünftel der Südtiroler Landesfläche aus.

Intakte Naturlandschaften werden geschützt, um die Artenvielfalt zu bewahren.

Im Südtiroler Anteil des Nationalparks Stilfserjoch, der sich über Südtirol, das Trentino und die Lombardei erstreckt, gelten die Schutz-Bestimmungen, die in einem eigenen Nationalparkplan festgelegt werden – unabhängig vom landesweiten Landschaftsplan. Dabei ist die gesamte Fläche des Nationalparks nicht in gleichem Maße geschützt, sondern es gibt vier verschiedene Schutzzonen mit unterschiedlichen Bestimmungen.

Den höchsten Schutzstatus hat die A-Zone (Kernzone). Das sind Gebiete mit dem höchsten Natürlichkeitsgrad wie Gletscher- und Gletschermulden, alpine Matten und einige Bereiche der montanen Stufe. In den Almen und Wäldern der B-Zone (Bewahrungszone) ist die Beibehaltung der traditionellen Land-, Forst-, und Weidewirtschaft und der Erhalt der Lebensräume gewünscht. Landwirtschaftlich genutzte Kulturlandschaften am Übergang zwischen der alpinen Zone, dem Waldbereich und den Siedlungsgebieten bilden die sogenannte C-Zone. Die D-Zonen sind die vom Menschen am meisten geprägten Zonen. Darunter fallen auf Südtiroler Seite die Siedlungsgebiete der zehn Nationalparkgemeinden ebenso wie Skigebiete und Marmorbrüche.

 

Natura 2000-Gebiete und Dolomiten UNESCO Welterbe

Weiters ist das Natura 2000-Netzwerk, das gefährdete, wildlebende heimische Pflanzen- und Tierarten und ihre natürlichen Lebensräume schützt, heute ein zentrales Element des Naturschutzes in Europa. In Südtirol sind ein Großteil der Flächen der Naturparke und des Nationalparks Stilfserjoch Teil des Natura 2000 Netzwerkes. Derzeit gibt es hierzulande vier Gebiete von Gemeinschaftlicher Bedeutung (GGB) und 40 Besondere Schutzgebiete (BSG) gemäß EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie und 17 Besondere (Vogel)Schutzgebiete (BSG) gemäß EU-Vogelschutzrichtlinie.

Die Flächen der Besonderen (Vogel)Schutzgebiete überlappen sich mit jenen der Besonderen Schutzgebiete. Insgesamt nehmen die Natura-2000-Gebiete eine Fläche von 150.000 Hektar (rund 20 Prozent der Landesfläche) ein. Die Gebiete sind größtenteils durch das Südtiroler Landesgesetz bereits als Schutzgebiete ausgewiesen.

Der Lebensraum der Gämsen zählt zu den schützenswerten Gegenden.

Mit der Erklärung zum UNESCO Weltnaturerbe erhielten die Dolomiten am 26. Juni 2009 aufgrund ihrer einzigartigen landschaftlichen Schönheit sowie ihrer geologischen und geomorphologischen Bedeutung einen besonderen Schutzstatus. „Die Aufnahme einer Naturstätte in die Welterbeliste ist die größtmögliche Anerkennung für eine solche“, unterstreicht die zuständige Landesrätin Maria Hochgruber Kuenzer. Das Dolomiten UNESCO Welterbegebiet erstreckt sich über die fünf Provinzen Bozen, Trient, Belluno, Pordenone, Udine. In Südtirol gehören die Naturparks Drei Zinnen,  Fanes-Sennes-Prags, Puez-Geisler und Schlern-Rosengarten, das Naturdenkmal Bletterbach sowie der südliche Teil des Rosengartens und der Latemarstock zum Dolomiten UNESCO Welterbe.

 

Schutz, Erhaltung und – wo nötig – Aufwertung sind im Welterbegebiet grundlegende Werte. “Welterbestätten müssen bereits vor ihrer Aufnahme über einen ausreichenden gesetzlichen Schutz verfügen. Die Aufnahme bringt die Verpflichtung mit sich, diesen Schutz fortzuführen und die Welterbestätte für die Menschheit zu erhalten“, weiß Hochgruber Kuenzer. Um Welterbe zu bleiben, dürfe die Entwicklung im Weltnaturerbe die landschaftliche Schönheit und geologische und geomorphologische Bedeutung der Dolomiten nicht gefährden: „Es kann sich daher nur um eine nachhaltige Entwicklung handeln”, betont die Landesrätin. Nur so sei seine Weitergabe an künftige Generationen gesichert. Dafür tragen die Stiftung Dolomiten UNESCO und – auf den Südtiroler Anteil bezogen – das Land Südtirol Sorge. „Die Herausforderung besteht darin, das Welterbegebiet im Geist der UNESCO zu schützen und die notwendige Nutzung zu ermöglichen, ohne das große Ziel, es für die Zukunft zu bewahren, aus den Augen zu verlieren“, ist die Landesrätin Hochgruber Kuenzer überzeugt.

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