#4 Nachhaltigkeit
Warum der Bäckermeister Benjamin Profanter ganz bewusst auf einen Fuhrpark mit Elektro-Autos setzt.

Benjamin Profanter ist begeistert. „Nie mehr würde ich das rückgängig machen“, sagt er. Wenn man länger mit einem Elektroauto fahre, wolle man kein anderes Auto mehr, erklärt der Brixner Bäckermeister. Vor seinem Betrieb, der Natur-Backstube Profanter, parken und hängen mehrere Elektro-Fahrzeuge an den Steckdosen: vorne die Transporter mit Betriebslogo, weiter hinten ein roter Tesla Model 3, sein Privatauto.

„Mit dem Elektroauto spart man nicht nur, man verdient sogar“, sagt Profanter. Seit den 1990er Jahren setzt er auf Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Einen Teil des Fuhrparkes hat er auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umgestellt. Zudem hat die Backstube ein eigenes Konzept entwickelt, um die Auslieferung der Backwaren an die einzelnen Verkaufsfilialen auf eine tägliche Fahrt zu verringern. Die Elektrofahrzeuge für den Brottransport werden mit dem Überstrom aus der hauseigenen Photovoltaikanlage „betankt“. Von dieser bekommt auch die Backstube Energie. Wenn der Betrieb der Backstube mehr Energie braucht oder das Wetter schlecht ist, dann werden die Autos nachts geladen. „Wenn ich tagsüber lade, spare ich – verglichen mit den Triebstoffkosten für Autos mit Verbrennungsmotor – pro Kilometer etwa die Hälfte. Mit dem Nachstrom-Tarif kostet der Kilometer beispielsweise nur etwa ein Drittel als mit einem Dieselfahrzeug“, erklärt Profanter. Dann rechnet er vor, was er noch alles spart: Kraftfahrzeugsteuer und vor allem Werkstatt- bzw. Reparaturkosten. Die Lieferwagen hat er seit zweieinhalb Jahren. „So ein Auto muss quasi nie in die Werkstatt. Es hat weniger bewegliche Teile und verschleißt somit weniger. Außerdem nutzen sich auch die Bremsen weniger ab, weil statt gebremst rekuperiert wird, also mit der Bremsenergie über den Elektromotor die Batterie wieder aufgeladen wird“, freut er sich.

Privat, als auch betrieblich elektrisch unterwegs: Familie Profanter aus Brixen.

Ordentlich Sparpotential gibt es dann auch noch beim Kauf eines Elektroautos selbst, und zwar aktuell bis zu bis zu 10.000 Euro, wenn die Zuschüsse vom Land (4000 Euro) und vom Staat (6000 Euro) beim Autokauf kombiniert werden. Den gesamten Preisnachlass gibt es dabei bequem direkt beim Händler.

Dass diese Förderung gut ankommt, zeigen die Zahlen der Abteilungen Mobilität und Wirtschaft des Landes. Die Nachfrage für Zuschüsse des Landes für den Ankauf von Elektrofahrzeugen ist im ersten Halbjahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Insgesamt wurden 129 Zuschüsse für den Ankauf von Elektrofahrzeugen für Private und Wirtschaftstreibende bereitgestellt. Das ist ein Plus von 62 Anträgen (+48 Prozent).

 

Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider ist von den mehrfachen Vorteilen der Unterstützung des Landes beim Kauf von Elektrofahrzeugen für Private, Betriebe und öffentliche Körperschaften überzeugt: „Das ist eine richtige und wichtige Maßnahme, um lärm- und abgasfreie Fahrzeuge auf den Weg zu bringen, mit Vorteilen für Gesundheit, Umwelt und Lebensqualität.“ Elektromobilität solle in Zukunft für jeden Menschen und für jedes Unternehmen eine konkrete Alternative werden, sagt der Mobilitätslandesrat. Auch Wirtschaftslandesrat Philipp Achammer wertet das zunehmende Interesse an Elektromobilität positiv: „Damit investieren unsere Unternehmen nicht nur in eine neue innovative Technologie, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag für mehr Klimaschutz und geringere CO2-Werte.“ Außerdem sei ein E-Fuhrpark ein Aushängeschild für den Betrieb und stehe für Exzellenz und Innovation. Alfreider und Achammer wollen nun die Förderung auch auf Leasing oder Langzeitmiete von Elektrofahrzeugen ausdehnen. Aber nicht nur der Kauf von Elektrofahrzeugen wird vom Land unterstützt. Es gibt auch Zuschüsse bis zu 1000 Euro für die Ladestationen, die wiederum mit jenen des Staates kombinierbar sind.

 

Profanter hält es für bequeme, die Autos zu Hause, sozusagen über Nacht, zu laden. Für ihn ist das ein weiterer Punkt, der für Elektrofahrzeuge spricht. „Den Strom für das Laden können wir in Südtirol eigentlich über alternative Gewinnung via Strom aus Wasserkraft, Photovoltaik oder Wind selbst erzeugen. Damit können uns unabhängig von Stromlieferungen aus dem Ausland machen“, ist Profanter überzeugt.

„Wenn ich fahre, erzeuge ich keine Schadstoffe, nicht einmal Lärm, deshalb fährt im Elektroauto immer auch ein angenehmes Gefühl mit“, sagt der Bäckermeister. Eine Umstellung sei es allerdings schon: Profanter erzählt, dass einige Mitarbeiter den „Stromern“ zuerst sehr skeptisch gegenüberstanden. „Zuerst wollten sie gar nicht mit den Elektrofahrzeugen fahren, jetzt aber nur mehr mit ihnen“, lacht er über den Sinneswandel. „Das Fahrgefühl ist aber auch etwas ganz Tolles: ein angenehmes, aber sehr kraftvolles Gleiten. Die Fahrzeuge können vom Start weg eindrucksvoll beschleunigen!“

 

Die Solaranlagen am Dach produzieren einen Teil der benötigten Energie für den Fuhrpark.

Bevor Profanter in sein privates Elektroauto steigt – er öffnet es zuvor mit dem Handy – hat er es vom Büro aus bereits vorgeheizt – ebenfalls über das Handy. Armaturenbrett gibt es im E-Auto keines; dafür einen großen Bordcomputer. Nachdem der Fahrer sein Ziel eingetippt hat, zeigt der Computer an, wie weit das Fahrzeug mit der aktuellen Ladung fahren kann, wo dort die nächste Ladesäule ist und wie lang das Laden dauert. Aktuell muss Profanter seinen Privatwagen alle 400 bis 450 Kilometer laden. Für 95 Prozent aller Anforderungen reiche die Batteriekapazität eigentlich jetzt schon im Alltag für alle aus, so der Unternehmer. „Bei längeren Strecken mache ich sowieso immer wieder mal Pause, um einen Kaffee zu trinken oder auf die Toilette zu gehen. Mit einem Super-Charger, dem Schnelllader, reicht das aus: Da dauert das Laden mit 20 Minuten in etwa so lang“.

Auf einer unbefahrenen Bergstraße schaltet Profanter ganz kurz probeweise auf den Autopiloten. Trotz der engen Kurven klappt es perfekt: Das Auto navigiert sicher. Überhaupt eigne sich das E-Auto gut für Bergstraßen, berichtet Profanter: „Beim Abwärtsfahren gewinnt es Energie zurück und die Batterien werden aufgeladen.“ Auch auf Schnee hat der Unternehmer die E-Fahrzeuge schon ausprobiert. Durch mehr Traktion kann man sicherer fahren, sagt er. Auch sonst sei man im Elektroauto in punkto Sicherheit gut aufgehoben. „Durch den tiefen Schwerpunkt kann sich das Fahrzeug kaum überschlagen. Die große Batterie schützt die Fahrgastzelle und die Kofferräume vorne und hinten bieten mehr Knautschzone“, sagt Profanter, der sich als Feuerwehrmann auch mit der Sicherheit von E-Autos befasst hat. „Dass E-Autos ohne oder nach Unfällen brennen, ist laut Statistik sehr selten. Und explodierende E-Autos gibt es wohl nur in Fakenews auf Facebook“, sagt Profanter schmunzelnd.

Auch von der Kritik, dass der Bau von E-Autos, vor allem der Batterien, die Umwelt starker belaste, als hält Profanter wenig. „In der technischen Entwicklung geht es rasant weiter. Die Reichweiten werden größer und die Ökobilanz der Batterien besser“, meint er. Jetzt nicht auf E-Autos umzusteigen, wäre das gleiche, wie weiterhin ein Telefon mit Wählscheibe anstelle eines Smartphones zu nutzen. „Meine drei kleinen Kinder werden sicher anders fahren als wir heute – viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln, mit Elektrofahrzeugen und wahrscheinlich auch mit komplett selbstfahrenden Wagen“, ist Profanter überzeugt.

Willst du mehr? Folge LP auf Facebook und Twitter oder erhalte deine Kopie direkt zu Hause!