#4 Nachhaltigkeit
Auch in Kindergärten ist Nachhaltigkeit inzwischen ein großes Thema

Schauplatz 1, Kindergarten Sterzing/Löwenegg: „Papierreste werfe ich in den gelben Karton.“ „Wohin kommt der leere Yogurtbecher?“ „Was mache ich mit den Obstresten?“ Im Kindergarten in Sterzing ist die Mülltrennung Thema. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde hat der Kindergarten ein Projekt organisiert. Kartonbehälter, deren Deckelfarben den echten Müllcontainerfarben entsprechen, stehen den Mädchen und Buben zur Verfügung, um Arbeits- und Essensreste zu entsorgen. Aber das Projekt greift weiter. Die Kinder beschäftigen sich mit den Fragen: Was ist Müll? Was ist Abfall? Was werfen wir weg? Was passiert damit? Was können wir noch gebrauchen oder wiederverwenden?

Schauplatz 2, Kindergarten Kaltern/Schulhaus: „Woher kommt Plastik?“ „Was macht das Plastik im Meer?“ „Wie können wir Plastik einsparen, wo vermeiden?“ Auch im Kindergarten Kaltern sind Müllreduzierung und Mülltrennung Themen, die die Kinder, Familien und pädagogischen Fachkräfte gleichermaßen beschäftigen. Gemeinsam wird beispielsweise nach Alternativen zu Plastik und nach nachhaltigeren Optionen gesucht.

Schauplatz 3, Kindergarten Trens: Geschenkebasteln zum Vater- und Muttertag ist angesagt. Ideen sind gefragt. Was sind Dinge, die die Eltern alltäglich benötigen? Und wie können Geschenke umweltfreundlich gefertigt werden? Die Kinder basteln schließlich Handy-Auflade-Stationen aus Karton-Schraubenschachteln und Milchtüten-Brieftaschen.

Diese drei Beispiele stehen stellvertretend für zahlreiche Aktionen und Initiativen, die jährlich an den 266 deutschsprachigen Kindergärten in Südtirol organisiert werden. „Der Nachhaltigkeitsgedanke ist in unseren Kindergärten das ganze Jahr über stark präsent“, sagt etwa Barbara Pfraumer vom Kindergarten Kaltern/Schulhaus. „Die Bildung für nachhaltige Entwicklung umfasst ja nicht nur den Umweltgedanken, sondern auch den ökonomischen und sozialen Aspekt“, führt die Kindergartenleiterin aus. Daher seien beispielsweise auch Inklusion, die Einbeziehung aller, und Partizipation, die Mitgestaltung und Zusammenarbeit mit den Familien und mit anderen Partnern, von großer Bedeutung. Ohne die Familie als Partner könne eine bewusste Umweltbildung und nachhaltiges Handeln nicht funktionieren, ist Pfraumer überzeugt: „Die Zusammenarbeit mit den Familien ist uns ganz wichtig. Um sie zu stärken, haben wir unter anderem im Eingangsbereich des Kindergartens einen Info-Point zum Thema ‚Nachhaltigkeit‘ eingerichtet, wo jede und jeder Tipps anbringen und weitergeben kann. So kommen interessante Ideen in Umlauf.“ Neben dem Thema der Müllreduzierung und Mülltrennung ist der Kindergarten auch im Alltag auf der Suche nach jeweils nachhaltigeren Alternativen: Filzstifte werden reduziert, das Klopapier gibt es in Ökovariante, Plastiksäcke werden vermieden und die letzthin angekauften Sandspielsachen sind aus  Zuckerrohr.

Die Kindergärten Sterzing/Löwenegg und Trens gehören wie 36 weitere Kindergärten zum Kindergartensprengel Mühlbach, einer der insgesamt acht Sprengel, zu denen die deutschsprachigen Kindergärten in Südtirol zusammengefasst sind, um eine gute Organisation und Verwaltung zu gewährleisten. „Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“ ist der Schwerpunkt im Kindergartensprengel in diesem Bildungsjahr. Für die einzelnen Kindergärten ist das Thema nicht neu. „Wir knüpfen damit an die Arbeit der vergangenen Jahre an und setzen die verschiedenen Umwelt- und Klimaaktionen fort, an denen sich die Kinder mit Begeisterung beteiligt haben“, berichtet die Direktorin des Kindergartensprengels, Ulrike Pircher. Die Aktionen reichen von der Abfalltrennung, der Müll- und Plastikvermeidung, dem Entdecken des Waldes und der Natur bis hin zum Bau von Bienen- und Insektenhotels. Umweltschutz beginnt für Ulrike Pircher allerdings beim achtsamen Umgang mit sich selbst, mit anderen Menschen und auch mit Tieren und Pflanzen: „Wenn es uns gelingt, bei den Jüngsten bereits Samen zu legen, gestalten wir Gesellschaft und Zukunft und können den ständigen Wandel, mitbegleiten und in eine gute Richtung bewegen.“ Aus diesem Grund macht sich die Direktorin auch dafür stark, dass die gesamte Bildungslandschaft in Südtirol den 5. Juni, den Weltumwelttag gemeinsam begeht. „Kinder, Schülerinnen und Schüler, Studierende sollten im Hinblick auf diese Ideen, Visionen und Handlungsschritte entwickeln, die dann an diesem Tag sichtbar werden.“ So könnten die „Fridays for Future“ kreativ ausgewertet werden und vielfältige Projekte sprachgruppen- und schulstufenübergreifend südtirolweit entstehen.

Der starke Fokus auf die Umweltbildung wird von der Landeskindergartendirektion ebenso wie von der Bildungsdirektion in Bozen vertreten. „Die Auseinandersetzung der Mädchen und Buben mit ihrer Umwelt, die Entwicklung von Umweltbewusstsein und der verantwortungsvolle und achtsame Umgang mit Menschen, Tieren, Pflanzen und den Ressourcen der Umwelt sind bereits in den Rahmenrichtlinien für den deutschsprachigen Kindergarten von 2008 festgeschrieben“, erinnert Landeskindergartendirektorin Helena Saltuari. „Das Erkennen von Umweltproblemen und die Ausarbeitung und Umsetzung von Lösungsmöglichkeiten sind als eindeutiges Bildungsziel definiert.“ Umweltbildung wird daher von zentraler Stelle auch unterstützt, beispielsweise mit einem umfassenden Veranstaltungs- und Fortbildungsangebot in Zusammenarbeit mit Experten und Fachinstitutionen. So lädt die Seab zur Besichtigung der Recyclinghöfe ein, das Umweltamt der Stadtgemeinde Bozen bearbeitet mit Kindergartengruppen Themen wie Stoffkreislauf, nachhaltige Mobilität und Energieeinsparung. „Gesunde Ernährung“ als Thema bietet die Bildungsdirektion gemeinsam mit den Fachschulen für Hauswirtschaft an. Ebenso umfassend und reich an Vernetzungspartnern ist das Angebot auch für die Schulen.

„Bildung für nachhaltige Entwicklung“, ein Jahresschwerpunkt an den Kindergärten, will bereits Kindergartenkinder dazu befähigen, zu einer ökologisch verträglichen, sozial gerechten und leistungsfreudigen Umwelt beizutragen. Bildung beginnt mit dem Leben. Frühkindliche Bildung ist besonders nachhaltig. Daher – so heißt es aus der Bildungsdirektion – sei die Umwelterziehung, die Bildung für eine nachhaltige Entwicklung, wesentlicher Mosaikstein, um die Lebensqualität und Zukunftschancen von Mensch und Tier weiterhin zu garantieren.

 

„Die Bewegung ‚Fridays for Future‘ hat dazu beigetragen, dass das Thema Klima in Südtirols Bildungslandschaft nicht nur ein Fachbereich ist, sondern von allen Bildungspartnern mit Leben und Ideen gefüllt wird“, sagt Bildungslandesrat Philipp Achammer. „Ich wünsche mir für unser Klima und unsere Zukunft, dass dies auch so bleibt.“

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