#1 Innovation

Der Gadertaler Vito Zingerle ist seit Dezember 2017 Direktor der Landesabteilung Innovation, Forschung und Universität. Im Interview beschreibt Zingerle den öffentlichen Auftrag im Bereich Innovation und Forschung, geht auf die Rolle des NOI Techparks in Bozen ein und berichtet über die wichtigsten Themen der angewandten Forschung in Südtirol.

 

Welche Aufgaben hat die Abteilung Innovation, Forschung und Universität?

Zingerle: Die Abteilung ist in drei Ämter bzw. Bereiche unterteilt. Ein Bereich kümmert sich hauptsächlich um die Förderung und Unterstützung von Betrieben, die Innovation betreiben, das zweite Amt beschäftigt sich mit der öffentlichen Finanzierung von Forschungsinstitutionen wie die Universitäten, die EURAC, Fraunhofer Italia oder das Institut für innovative Technologien IIT. Das dritte Amt ist für den Ausbau der Breitband-Infrastruktur zuständig, um schnelles Internet auf das ganze Land zur Verfügung zu stellen.

 

 Welche sind die Bereiche, in denen die Freie Universität Bozen, die EURAC oder das Fraunhofer Institut Wissenschaftsforschung betreiben?

Zingerle. Die Freie Universität Bozen hat fünf Fakultäten, und zwar in den Bereichen Informatik, Wirtschaft, Bildung, Naturwissenschaften und Design – in Zukunft ist auch eine Fakultät für Ingenieurwesen geplant. Die EURAC hat elf Institute und drei Zentren, die zum Beispiel in den Bereichen Linguistik, Biomedizin, alpine Ökologie, Energie oder Public Management Forschung betreiben. Ein Institut wie Fraunhofer hingegen fördert vor allem Betriebe, die sich großen Veränderungen stellen müssen, wie zum Beispiel der Digitalisierung, der Robotik oder Industrie 4.0. Es handelt sich um  angewandte Forschung mit dem Ziel mögliche Trends zu erkennen und die Betriebe zu fördern.

 

Auch das Land- und Forstwirtschaftliche Versuchszentrum Laimburg ist im Bereich der Forschung aktiv, was sind dort die Schwerpunkte?

Zingerle: Das Versuchszentrum Laimburg ist eine wichtige Forschungsinstitution für das breite Spektrum an landwirtschaftlichen Themen in Südtirol. Die Forschungstätigkeit legt Wert auf Praxisbezug und verfolgt das Ziel, die Konkurrenzfähigkeit der Südtiroler Landwirtschaft durch einen entscheidenden Wissensvorsprung zu steigern. Auch der EU-Kommissar für Landwirtschaft, Vytenis Andriukaitis, war nach einem Besuch in der Laimburg sehr positiv überrascht über den Praxisbezug der Forschung, speziell was die Suche nach Lösungen für lokale Themen anbelangt. In Zukunft wird es immer wichtiger werden, die lokalen Kreisläufe zu stärken, lange Transportwege zu vermeiden und auf Qualität zu setzen.

"Die angewandte Forschung zielt darauf, mögliche Trends zu erkennen und die Betriebe zu fördern" Vito Zingerle

Welche Strategie verfolgt das Land im Bereich wissenschaftliche Forschung?

Zingerle: In der von der EU geforderten sog. „RIS 3-Strategie“ (Smart Specialisation Strategy)“ sind die Schwerpunkte der Forschung in Südtirol festgehalten. Ein wichtiger Themenschwerpunkt sind die alpinen Technologien, wie zum Beispiel neue Technologie für die Landwirtschaft und technische Systeme für den alpinen Raum. Investitionen in diesem Sektor stärken die lokale Wirtschaft und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Andere wichtige Themenfelder für die Forschung sind Computertechnologien, Agrar- und Ernährungswissenschaften sowie Energie.

 

Wie ist im Allgemeinen der Stand der Investitionen in Innovation und Forschung in Südtirol?

Zingerle: Wir haben ein breites Spektrum an Institutionen und Betrieben, die sich mit Innovation und Forschung beschäftigen, aber wenn man das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Südtirol mit den Investitionen vergleicht, dann herrscht hier ein Ungleichgewicht. Unser BIP ist sehr hoch, da wir eine gute Wirtschaftslage haben, aber es werden jedoch nur etwa 150 Millionen Euro jährlich in Forschung und Innovation investiert. Die europäische Union hat einen Standard von 3 Prozent des BIP für Forschung und Innovation festgelegt, damit die Länder wettbewerbsfähig bleiben. Südtirol investiert derzeit nur rund 0,7 Prozent des BIP für Forschung, was sicher zu wenig ist, auch wenn man den Wert mit den Nachbarländern, zum Beispiel mit Trentino (1.9%) oder Tirol (3.2%), vergleicht.

 

Welche Vorhaben stehen demnächst an?

Zingerle: Die Landesregierung hat vor kurzem ein Maßnahmenpaket genehmigt, das sich auf mehrere Säulen stützt. Die erste Säule ist die Stärkung der Ämter in Südtirol und auch in Brüssel, damit es leichter sein wird, europäische Finanzierungen zu erhalten. Die zweite Säule ist die überregionale Förderung von wissenschaftlichen Projekten in der Europaregion Tirol sowie auch eine stärkere Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Institutionen auf europäischer Ebene, wie zum Beispiel mit dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung oder mit dem Schweizer Nationalfond. Natürlich werden auch die lokalen Institutionen und Betriebe gefördert, die Forschung und Innovation betreiben um auch in Zukunft Beschäftigung zu sichern.

 

Welche Rolle hat der NOI Techpark für die Zukunft von Südtirol?

Zingerle: Der NOI Techpark wird zweifelsohne eine zentrale Rolle im Bereich Innovation in Südtirol einnehmen. Speziell für Start-ups und Jungunternehmer gibt es im NOI Techpark die Möglichkeit, konkrete Hilfen zu bekommen, um aus einer guten Idee eine gewinnbringende Strategie zu entwickeln. Es ist ein Ort, an dem Forschungseinrichtungen mit den privaten Unternehmen zusammenarbeiten, um Innovationsprozesse voranzutreiben. Der NOI Techpark soll somit zu einem Motor der Innovation werden, mit positiven Effekten sei es für die lokale Wirtschaft als auch für die internationale Vernetzung.

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